1918 - 1938

Zwischenkriegszeit

Nach dem 1. Weltkrieg wird die Musikkapelle von Gründungsmitglied Emil Dellasega wieder reaktiviert und er übernahm auch provisorisch die Kapellmeisterstelle bis zum Jahre 1920. Von 1912 bis 1920 scheint Herr Ing. Zinkl, Streckenleitungsmeister der ÖBB, als Obmann auf. 1921 übernimmt Franz Gallner aus Tosters bei Feldkirch die Stelle des St. Antoner Kapellmeisters. Franz Gallner komponierte viele Märsche, Walzer und Polkas für unsere Musikkapelle und ist zu den Proben und Ausrückungen immer eigens nach St. Anton gekommen. In den Nach-kriegsjahren hat sich die Musikkapelle auch eine zweite Uniform für kleinere Ausrückungen angeschafft – diese zeigt die Musikanten in langer Hose, grauen Joppen und einen Hut mit Feder, einer sogenannten „Werktagstracht“

Im Jahre 1920 hat Walter Schuler die Musikkapelle als neuer Obmann übernommen und bis zum Jahre 1932 geführt. Ebenfalls seit dem Jahre 1920 gibt es Marketenderinnen bei der Musikkapelle St. Anton und Strolz Emma und Hedwig waren die ersten beiden Mädchen, die sich für diese neue Tätigkeit zur Verfügung stellten. Ebenfalls lassen sich seit den zwanziger Jahren die Ausrückungen am 1. Mai nachvollziehen, welche bis heute noch Tradition haben. 1926 wurde das 25 jährige Gründungsjubiläum im Gasthof Post gebührend gefeiert und im Kassabuch sind dafür Einnahmen von S 265,-- und Ausgaben von S 386,-- eingetragen. 12 Gründungsmitglieder konnten für ihre 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt werden. Die Anschaffung einer dritten als „Nationaltracht“ bezeichneten Tracht fällt in das Jahr 1927. Dem Kassabuch 1927 ist zu entnehmen, daß diese bei der Firma Gröbner in Innsbruck angeschafft wurde und damals S 9.033,-- gekostet hat. Finanziert wurde diese Anschaffung durch den Reingewinn beim Waldfest in Höhe von S 2.655,-- , die Gemeinde bezahlte S 1.000,-- und der Rest wurde durch ein Darlehen finanziert. Aber auch viele Gönner dieser Zeit unterstützen die Musikkapelle und hier ist vor allem Gemeindearzt Dr. Alfons Santeler zu nennen. Auch die Musikkapelle St. Jakob hat in diesem Jahr dieselbe Tracht angeschafft und trägt diese in etwas verkürzter und geänderter Form noch heute. 1927 wechselte die Gemeinde noch einmal ihren Namen und hieß nunmehr endgültig Gemeinde St. Anton am Arlberg. Josef Kasinger hat im Jahre 1930 Franz Gallner als Kapellmeister abgelöst und die Kapelle bis zum „politischen Umsturz“ 1938 geleitet. Er war Gemeindesekretär von St. Anton und hat diese Stelle nur bekommen, da er auch bereit war, die Kapellmeisterstelle mit zu übernehmen. 1930 nahm man am Turnfest in Bludenz teil, ein zweitages Ausflug 1932 führte die Musikanten in die Schweiz nach Arosa, und 1935 nahm die Musikkapelle unter Kapellmeister Kasinger an Wertungsspielen in Hatting und 1936 in Inzing teil, wobei jeweils ein I Rang erspielt werden konnte.

Auch an einem Musikfest in Haiming wurde 1936 teilgenommen. Im Vereinsjahr 1934/1935 zählte man 38 Ausrückungen und 61 Musikproben und 6 Jungmusikanten standen in Ausbildung. Kapellmeister Kasinger zeichnete ebenfalls eine hohe Musikalität aus, leider verlieren sich seine Spuren nach der Entlassung aus dem Gemeindedienst 1938. Ende der zwanziger Jahre wurde vom Fotografen Schubert auch die ersten Ansichtskarten unserer Musikkapelle angefertigt, die den Zuhören bei den Konzerten auch zum Kauf angeboten wurden und selbst beim einem Konzert am 23.8.1928 auf der Ulmerhütte großen Absatz fanden. Reges Vereinsleben herrsche auch in Bezug auf die Durchführung von Vereinsveranstaltungen und so wurde jährlich ein Musikball und ein Faschingsball abgehalten und auch ein Rodelrennen vom „Waldhäusli“ waren ein fixe Veranstaltung im Jahreskreis der Musikkapelle St. Anton. Unvergessen geblieben sind auch bis heute auch die vielen Waldfest in der Au, die als Höhepunkt des Sommers galten und fröhliche Abwechslung in die arbeitsreichen Tage brachten. Reingewinn eines Waldfestes 1930 S 1.201,--. Zur Tradition in dieser Zeit gehörte es auch, daß die Musikanten aus St. Anton hin und wieder beim „Stubner Kirchtag“ Anfang September aufspielten und auch dort nicht selten erst in den frühen Morgenstunden wieder zu Fuß über den Arlberg nach St. Anton zurückkehrten. Am 19.12.1937 wurde die Galzigbahn eröffnet und dem Tiroler Anzeiger ist zu entnehmen – die spielfreudige Musikkapelle St. Anton umrahmte diese Feierlichkeit mit ihrem herzhaften Spiel und zu den weihevollen Klängen „Die Himmel rühmen“ wurde vom Ortspfarrer die kirchliche Weihe vorgenommen. Zu dieser Zeit bestand die Musikkapelle St. Anton aus 39 aktiven Mitgliedern. Skipionier Hannes Schneider , Obmann der Musikkapelle seit 1932 hatte diese Stelle bis zum „politischen Umsturz 1938“ inne. Auf Grund dieser Entwicklungen wurde Hannes Schneider und seine Familie 1938 gezwungen, St. Anton zu verlassen und die USA wurde ihre neue Heimat.